Versuch eines Résumés

Existieren überhaupt noch Regeln für das Schreiben über Kunst? In dieser Fragestellung liegt eine Chance des Aufbruchs – sowohl strukturell und sprachlich, als auch inhaltlich. 

Die Ära der Großkritiker scheint vorbei zu sein: Das Internet hat das Sprechen und Publizieren über Kunst und Kultur vielschichtiger und subjektiver gemacht. Von der einstmals klassischen Besprechung sind meistens lediglich die Phrasen übriggeblieben – trotzdem werden immer mehr Texte erstellt.

Im Kurs «TXT & IMG» wurden von den Teilnehmer*innen Werke der Kunst im öffentlichen Stadtraum Halles in ihrer Vielfältigkeit und Vielgestaltigkeit entdeckt, bildlich und textlich erfasst und in den sozialen Raum des Internets gespiegelt. Die künstlerischen Arbeiten werden auf diese Weise erneut publiziert und einer erweiterten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Indem sie via Website quasi ebenfalls öffentlich über ihre Themen schrieben, haben die Studierenden kritisch Stellung genommen zu Kunstwerken, Phänomenen und Aktionen im öffentlichen Stadtraum Halles. Sich nur mit Skulpturen und Plastiken auseinander setzen zu wollen, hieße einem engen Begriff von Plastik, öffentlichem Raum und vielleicht von Kunst generell zu verfolgen. Dies würde einer Kunst im öffentlichen Raum, wie sie im Jahr 2018 präsent ist, nicht mehr gerecht werden. Oder anders gesagt: Die Teilnehmenden haben sich sehr wohl mit Skulpturen im öffentlichen Raum auseinander gesetzt – nur verfolgten sie eben einen erweiterten Skulpturen-Begriff.

Sie wurden dabei zu Autoren ihrer eigenen Sichtweise auf die Stadt und deren Räume, auf die Möglichkeiten und auch auf die Grenzen des Alltags, die eine mittelgroße Stadt in Sachsen-Anhalt – und vermutlich auch in ganz Deutschland – im Jahr 2018 definieren. Sie wurden dabei zu Feldforschern, die sich selber in ihre selbstgewählten Forschungsgebiete gegeben haben, um davon dichte Beschreibungen zu liefern.

Die Themen, die sich die Studierenden gewählt haben, zielen auf Interaktion mit dem Betrachter ab und auf ein Interagieren, das den Alltag unterbricht und das Sehen und den Betrachter dahingehend schult, das Ephemere und Vernakuläre wieder in den Blickpunkt zu rücken. Die Studierenden sind dazu nicht nur in die diversesten Stadtteile gegangen, sondern haben auch an Veranstaltungen teilgenommen. Es wurden dabei von ihnen schriftliche und visuelle Spuren gesammelt, die zeigen, wie sich der öffentliche Raum in Halle im Jahre 2018 aufsplittern und wieder neu zusammensetzen lässt.

– Norbert Bayer
14. Juli 2018

 


Gender & Sprache & Geschlecht

Wir Autor*innen befürworten die geschlechtsinklusive Schreibweise mit * Sternchen, weil sie die Vielfalt der Geschlechteridentitäten und Lebensformen berücksichtigt.

Allerdings sollten diese Markierungen den Lesefluss nicht beeinträchtigen. Deshalb behalten wir uns Abweichungen von dieser Vorgabe vor, um Texten in ihrem Stil und ihrer sprachlicher Autonomie nicht zu beeinflussen.

In diesen Fällen achten wir aber trotzdem darauf, dass wir nicht nur das generische Maskulium verwenden, sondern versuchen dafür Umschreibungen und andere Formen der gleichberechtigten Sprache zu finden.

Wenn die vermeintlich maskuline Form verwendet wird, meinen wir alle Geschlechterformen damit und beabsichtigen nicht, jemanden aufgrund seines Geschlechts auszugrenzen.