Spaziert man durch Halles Grünflächen wie die Rabeninsel – welche übrigens nicht zu unrecht ihren Namen trägt, zumal über ihr von Zeit zu Zeit der Himmel von einer schwarzen Raben-Wolke verdeckt wird – dann fällt einem auf, wie viele Sportplätze es hier gibt. 221 Sportflächen hat Halle, was eine beachtliche Summe im Verhältnis zur Größe der Stadt ist.
Besonders interessant finde ich die Anlagen, wenn sie menschenleer sind. Dann findet die Bewegung, auf die sie so funktional ausgerichtet sind, nur in der Vorstellung statt und der skulpturale Charakter der Anlage tritt in den Vordergrund. Etwa ein Fußballfeld: zwei Tore, welche sich von den Stirnseiten über den Platz hinweg anschauen. Schlichte Stahlgebilde, auf das Wesentliche minimiert. Auf der Fläche sieht man die Tritte und Spuren der Bewegungen der Sporttreibenden. In den Dimensionskoordinaten eines solchen Platzes fühlt man sich sehr klein, aber die minimalistische Gestaltung im Verhältnis zur großes Fläche hat etwas sehr wohltuendes.
Abgesehen davon, dass mich Sportplätze in ästhetischer Hinsicht ansprechen, bekomme ich ein flaues Gefühl im Bauch bei der Vorstellung hier Sport zu betreiben. Die Welt der Sportkultur ist mir fremd. Als Jugendliche meinte ich, genau wie meine Mitschüler*Innen auch in einen Sportverein eintreten zu müssen. Von Fußball bis Ninjutsu habe ich alles mögliche ausprobiert, bin aber nirgendwo nach der Schnupperstunde, welche aufgrund der Ausdünstungen in jenen Örtlichkeiten auch olfaktorisch nicht besonders angenehm war, je wieder aufgetaucht. Vielleicht liegt es am Mangel von Ehrgeiz in meiner Natur, dass ich dem ganzen nichts abgewinnen kann oder vielleicht daran, dass ich familiär in keine Sport Zelibration hineingewachsen bin.
Im Abitur musste man sich aufgrund eines Mangels an Fächerauswahl im Sport prüfen lassen. Im Diskuswerfen und Kugelstoßen versagte ich kläglich. Wohingegen ich im Langstreckenlauf so schnell war, dass meine Zeit gar nicht mehr in der Liste einer Note zuortbar war. Das lag nicht daran, dass ich das Rennen geübt hätte; ich glaube es lag an meiner Angst vor dem ganzen Schulsystem, vor dem ich einfach nur noch wegrennen wollte, und das so schnell mich meine Beine tragen konnten. Als ich das Ziel erreichte, meldete sich mein Magen auf Grund der ungewohnten Überanstrengung und ich musste mich vor den Füßen meiner Sportlehrerin übergeben. Das war der Anfang und das Ende meiner sehr kurzen Sportkarriere.
