Museumsnacht 2018 in Halle. Die verschiedenen Museen und Institutionen der Stadt öffnen für eine Nacht ihre Tore und lassen den Besucher eintauchen in die nächtliche Welt der Kunst und Wissenschaft.

Zu Beginn besuchten wir den Botanischen Garten in Halle. Mitten in der Stadt offenbaren sich hier Vielfalt und Artenreichtum der Pflanzenwelt. Umgeben von vielbefahrenen Straßen und hohen Häusern wirkt dieser Ort wie eine grüne Oase inmitten von Lärm, Dreck, Chaos und Hektik der Stadt. Neben verschieden thematisierten, großen und kleinen Gewächshäusern beeindruckt der Botanische Garten vor allem durch eine großzügig angelegte und sehr gepflegte Außenanlage. Man fühlt sich für einen Moment abgekapselt. Für sich. Die Luft ist frischer, nicht die üblichen Abgase der Stadt, die einem das Atmen schwerfallen lassen. Ruhe. Diese Ruhe gibt einem etwas Ursprüngliches zurück. Man kann sich hingeben. Hineinfallen in den Formen- und Farbenreichtum der Botanik.

Die Gedenkstätte Roter Ochse Halle. Ortswechsel. Stimmungswechsel. Besserungsanstalt, Zuchthaus Haftanstalt, Internierungslager, Schutzhaftlager und zentrale Hinrichtungsstätte. Das Gefühl von Freiheit und Weite, welches man aus dem Botanischen Garten mitbrachte wird einem hier schnell genommen. Enge. Beklemmung. Dunkle kleine Räume. Man ist gelähmt. Gelähmt von den Geschichten und Erfahrungen die einem die Texte und Grafiken an den abgenutzten Wänden erzählen. Nur einige Schicksale von noch viel mehr berührenden und ergreifenden Schicksalen dunkler, vergangener Zeiten.
Der Volkspark Halle ist Veranstaltungshaus und Galerie der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Hier finden neben diversen Tanz- und Musikveranstaltungen auch regelmäßig Ausstellungen, Präsentationen, Modeschauen und Tagungen der Kunsthochschule statt. Wir schauten uns einen Grafiksalon der Klasse für Grafik an. An den Wänden Kunst. Videoarbeiten in Räumen. Masken. Kalt, starr und emotionslos. Die Künstlerinnen saßen elegant gekleidet gelangweilt in einer Reihe. Ein kurzer lächelnder Blick zu einer befreundeten Künstlerin. Die Werke reihen sich ein. Vielleicht spannend und aufregend. Für mich an diesem Abend Untermalung der Tristesse.

Die Franckeschen Stiftungen Halle sind heute ein Ort für zahlreiche pädagogische, kulturelle, soziale und wissenschaftliche Institutionen. Einst als Armenschule gegründet, später Waisenhaus, Bibelanstalt, Realschule und Institution für allumfassendes Lernen und Pädagogik. Besonderes Highlight ist die Wunderkammer der Stiftung. Sie gilt als ältester bürgerlicher Museumsraum Deutschlands und beherbergt circa 3000 Naturalien, Kuriositäten, Modelle, Gemälde und volkskundliche Objekte. Zu der Museumsnacht luden verschiedene Stände, Workshops, Bars und Konzerte die Besucher aktiv zum Mitmachen ein. Aus einem großen Saal tönte lateinamerikanische, rhythmische Musik. Das Tanzbein zuckte leicht. Akzentuierende Beleuchtung ließ die gesamte Anlage, sowohl innen als auch außen, sehr atmosphärisch und stimmungsvoll wirken. Bei Wein und mediterranem Nudelsalat.

So vielfältig wie das Angebot der Museumsnacht Halle, so gemischt und bunt sind auch die Eindrücke und Stimmungen dieses Abends. Überrascht, teils enttäuscht – hingenommen.
Nächstes Jahr wieder.