Die Stadt ist ein künstlicher Ort: Menschen konstruieren sie, zerstören sie und rekonstruieren sie dann wieder.

Zumindest Teile der Stadtgeschichte bleiben ihren Bewohnern erhalten: Mal hängen sie in der Luft in Form von Sprachfetzen; lagern in trockenen Archiven; sind in Denkmäler gemeißelt, die bloß Tretspuren im Pflasterstein sind, den der Asphalt noch nicht ersetzt.

Die Stadt funktioniert in Systemen. Ihr unterliegen Ordnungsprinzipien, die jegliche städtische Bestandteile in Gitter, Raster und Netze strukturieren. Straßennetze, Bebauungspläne, Nahverkehrssysteme. Versandsysteme, Kommunikationssysteme. Kulturelle Vernetzung. Doch was bedeutet es für eine historisch gewachsene Stadt, in ihr künstlich geschaffene Systeme zu etablieren?

Dynamik. Stets verschieben sich die Parameter der Raster und Systeme. Ordnen sich neu. Verändern sich, andere kommen hinzu. Immer schneller passiert das. Was gestern war, gilt heute nur noch bedingt, wird morgen  anders sein. Baustelle. Umleitung. Bahn verpasst.

Jede*r trägt seine eigene Welt in Gedanken mit sich herum, wir alle nutzen dieselbe Außenwelt für unsere Innenwelt. Wir sehen das gleiche Stadtbild, nehmen es aber doch unterschiedlich wahr. Es ist derselbe Asphalt, der uns trägt, und den wir nur schleichend, fast unmerklich über die Jahre mit unseren Fußsohlen glattschleifen.

Posted by:TXT & IMG Multiple

Carolin Breme, Louisa Engel, Carlo Maximilian Engeländer, Lea Köhler, Marcus Pape und Laura Stach schreiben in multipler und kollektiver Autor*innenschaft unter dem Pseudonym «TXT & IMG Multiple».