Die Stadt als lebendiger Ort des Alltäglichen. Menschen, Fahrräder, Autos hetzen von A nach B. Wir hinterlassen Spuren.

Schnell einkaufen, dort ein Termin, noch rechtzeitig das Kind aus dem Kindergarten holen. Ständig unter Zeitdruck. Erwartungsdruck?

Job, Familie, Freundschaften, Hobby. Alles braucht und möchte genügend Aufmerksamkeit. Deswegen ständiger Zeitdruck. Alles muss schnell gehen. Damit man allen Rollen und Verpflichtungen gerecht wird.

Beim Einparken kurz die Wand geschrammt. Delle am Auto. Ärgerlich. Teuer.

Der Hausflohmarkt vom letzten Wochenende. Schöne Zeit. Viele Freunde waren da. Immer noch zu viel Kram in er Wohnung.

Halbstarke haben mal wieder die Tür vollgetaggt. Zum fünften Mal. Ärgerlich. Kaum noch Farbe da.

 


Abgeplatzt | © Marcus Pape

Sie bleiben meist unbeachtet. Still. Stabilisieren unsere Häuser. Stark. Zeugen aber doch von so vielem. Stumm. Achtlos geht man vorbei.

Wände. Fassaden. Sie umgeben und schützen uns. Vor Witterung, vor Eindringlingen, vor Blicken. Kunstvoll gestaltet, gestrichen, verziert. Einfach, stabil, monoton. Oft grau.

Schicht für Schicht für Schicht.


Poster & Plakate | © Marcus Pape

Sie werben, weisen hin, rufen auf, teilen mit, prangern an oder informieren. Einst an Litfaßsäulen heute auf Plakatwänden, an Werbetafeln, Laternenmasten oder frei und wild auf Hauswänden.

Schnell – günstig – wirkungsvoll sind sie oft Mittel der Wahl um die verschiedensten Themen und Inhalte zu verbreiten. In der Theorie an Orte, Auflagen und Regeln gebunden sind sie doch mehr und mehr Zeichen für Freiheit, Individualität und Ungehorsam. Jeder klebt sein Plakat dorthin, wo er meint die größtmögliche Aufmerksamkeit für seine Sache bei der gewünschten Personengruppe zu erzielen.

Ist die Sache gelaufen, gerät das Plakat oft in Vergessenheit. Wird nur in den seltensten Fällen ordnungsgemäß entfernt. Jetzt beginnt das Eigenleben der Plakate. Überklebt, bemalt, zerfetzt, abgerissen, aufgeschwemmt, verblichen und gewellt. Der Zahn der Zeit rafft die einst gut sichtbaren Poster und Plakate dahin. Schicht für Schicht überlagern sie sich, tragen oft noch Teile ihres Inhaltes weiter, vermischen sich.

Stille Dokumente des urbanen Lebens – Zeugen der Zeit.


Überstrichen | © Marcus Pape

Graffiti ist mittlerweile ein fester Bestandteil in den Großstädten dieser Welt. Von kleinen Signaturen mit Stift oder Sprühdose, bis hin zu großflächigen Schriftzügen, die sich über mehrere Fassaden und Etagen erstrecken.

Für die einen Nervenkitzel, Widerstand und Form des kreativen Ausdrucks – für andere Schmiererei , Sachbeschädigung und ein großes Ärgernis.

Der Umgang mit Graffiti ist dabei genau so unterschiedlich wie die Formen und Stilmittel deren sich die Straßenkünstler bedienen. Schnell nur den störenden Schriftzug überstrichen, großflächig Teile der Fassade umgestaltet oder professionell rückstandslos von einer Firma entfernen lassen. Dabei entstehen mitunter Kompositionen und Spuren, die das Straßenbild der Städte mittlerweile genau so prägen wie die überstrichenen Graffiti selbst, die sie verdecken sollen. Nur flüchtig, schnell und unbedacht dahingestrichen, getreu dem Motto „Nimm die Farbe die da ist und beeil dich!“, lassen sich ebenfalls Verknüpfungen zur Vorgehensweise der Sprüher ziehen, die meist unter Zeitdruck ihre Tags und Bombings im öffentlichen Raum anbringen. Aber auch aufwendigere Überstreichungen von Graffiti, die in teils seltsamen Fassadenzerstückelungen enden, lassen sich finden.

Posted by:Marcus Pape

Marcus Pape studiert Kunstpädagogik auf Diplom an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Er mag Leipzig mehr. Das orientalische Bistro Yasemin macht Halle erträglicher.