Braun, Braun, Braun, Taubenblau, Grau. Das sind die Farben, die sich von rechts nach links an der zugewucherten Garagenreihe hinter unserem Garten in Halle an der Saale lesen lassen. Vor ihnen ein kleiner steinbeköpfter Platz . Wie gerne hätte ich einen Schlüsselbund und könnte meine Neugier stillen, was sich hinter den Toren verbirgt. Seit ich Tag ein Tag aus durch mein Fenster auf jene Architektur schaue, fallen mir immer häufiger weitere Garagen-Reihungen im urbanen Raum von Halle auf. Mich fasziniert das minimalistisch standardisierte Maß und die individuelle Nutzung jener Räumlichkeiten. Mit einer klaren Abgrenzung zum Wohnraum eröffnen sich hier unzählige Möglichkeiten für das Bastler*innen- und Sammler*innentum in uns. Denn in vielen Fällen ist und waren Garagen nicht nur Behausung des PKWs sondern z.B. Geburtsstätte weltbekannter Erfindungen: So entstand etwa auch der erste Apple- Computer in einer Garage des mittleren Westens Amerikas.
Garagen findet man vielerorts, ein leicht spießiger Beigeschmack wohnt ihnen inne, doch jene Bescheidenheit, die ich mit diesen Bauwerken verbinde erweckt meine Euphorie und Sympathie. Die litauische Pflegerin meiner Großmutter erzählte mir einst von einem alten Bekannten, welcher Millionär war, seine Kleidung nur einmal trug und jedoch in keiner Villa, sondern in einer Garage wohnte. Dieses Bild ist mir im Gedächtnis geblieben.
Das standardisierte Format der Garagen findet man in aller Welt. So passierte ich einmal in einer armenische Kleinstadt eine Garagenreihe, dessen Tore fast alle offen standen. In einem der schattigen Innenbäuche wurde ich zum selbstgebrannten Schnaps eingeladen, der so stark war, dass mir ganz schummrig wurde. In den weiteren sah man Leute an irgendwelchen Fuhrwerken basteln oder es lag Ware zum Verkauf aus. Was nicht ausbleibt ist die Auffälligkeit, dass Garagen hauptsächlich männlich geprägte Handlungsorte sind. Veranschaulicht wird hier wohl ein traditionelles und leider vielerorts noch nicht überholtes Geschlechterbild.
